Rehab Story: Ellbogenluxation
Einblicke in unsere tägliche Arbeit:
Der junge Kletterer stürzte beim Bouldern in der Halle aus recht großer Höhe unkontrolliert auf den gestützten Arm und renkte sich dabei den Ellbogen aus. Er musste mit der Rettung ins Spital gebracht werden, wo ihm der Ellbogen wieder eingerenkt wurde.
Die Diagnose lautete: posteriore Ellenbogengelenk-Luxation mit mehrfragmentärer Radiuskopffraktur, Komplettruptur des lateralen ulnaren Kollateralbandes humeralseitig, Ruptur des medialen Kollateralbandes am Ansatz des Tuberculum subliminus, Kapselruptur und Abscherfraktur des Capitulums (Osborne-Cotterill-Läsion).
10 Tage später wurde er operiert. Dabei wurde eine offene Reposition und Schraubenosteosynthese der mehrfragmentären Radiuskopf-Fraktur, eine offene Rekonstruktion und Naht der Kapsel und die Refixation des lat. und med. Kollateralbandes mit Corkscrew-Anker und Fasttak II-Fadenankern durchgeführt.
Ärztliche Vorgaben:
Schiene 0-10-150 2 Wochen, dann 0-0-150 für weitere 4 Wochen; Aktive Beübung der Beugung, keine Belastung für 6 Wochen, Kletterverbot für 12 Wochen
Symptome:
Leichte Taubheit aufgr. N.ulnaris in den Fingerspitzen der Finger 4,5
Beugung endgradig: ziehende Schmerzen dorsal im Bereich des Radiuskopf
Extension endgradig: Ziehende Schmerzen Ellenbeuge tief
Am 03.04.2024 begannen wir gemeinsam bei Physio Bergauf die Therapie!
In den ersten 6 Wochen wurde gezielt daran gearbeitet, die Beweglichkeit zu verbessern, die Schwellung zu reduzieren, eine frei bewegliche Narbe und Schmerzfreiheit im Alltag zu schaffen.
Dazu haben wir Lymphdrainage, passive, aktiv assistive und aktive Mobilisation im Ellbogen, Narbenmobilisierung und Weichteiltechniken am gesamten Arm angewendet.
Übungen in den ersten 6 Wochen, progressiv aufbauend:
Beugen und Strecken des Ellenbogens und der Hand, Schulter Kreisen, Muskel-Venen-Pumpe, Rumpf und Beintraining, an der Kletterwand (ab 22.04) in verschiedenen Ellbogenwinkel Zug aufbauen, Bankdrücken ohne Zusatzgewicht
Zustand nach 6 Wochen: 10°-20°-120° , Ellbogenstreckung bei 20° noch Einschränkung, Beugung bei 30° Einschränkung.
Woche 6-12:
Die Therapieziele für diese Phase waren, uneingeschränkt Alltagsbelastungen standzuhalten, die Schwellung vollständig abklingen zu lassen, die Griff-Kraft und Schulterstabilität zu erhöhen und eine Vorbereitung aufs Klettern zu schaffen.
Dazu haben wir Bewegungsübungen, Stoßwellentherapie, Kraftaufbau mit Frei-Hanteln und Körpergewicht (konzentrisch und exzentrisch betont) des Ellbogens und der Schulter, Koordinationsverbesserung und Narbenmobilisierung eingesetzt.
Übungen
Liegestütze auf Erhöhung und schließlich Stütz am Boden und instabiler Unterlage, Biceps curls, Klimmzüge, Rudern, Bankdrücken, Würfe, over head Pull over, Hangs am Hangboard
Zustand nach 12 Wochen: Beugung und Streckung noch 10-15° eingeschränkt, Schmerzfreiheit im Alltag, Knacken im Gelenk bei Liegestütze, Schmerzen tief im Gelenk nach hoher Trainingsbelastung
Am 28.05.2024 hat es die ärztliche Belastungsfreigabe gegeben.
Ende Mai 2024 machte der Patient seinen ersten Klimmzug seit der Verletzung und Mitte Juni konnte er das erstes Mal klettern.
Woche 12- 24:
In dieser Phase stand die Rückkehr zum Sport – insbesondere zum Klettern – im Fokus der Therapie. Ziel war ein schrittweiser Übergang von langsamen, statischen Bewegungen hin zu dynamischen Zügen mit voller Bewegungsamplitude im Ellbogengelenk. Der Patient sollte bei allen Belastungsformen schmerzfrei sein, wobei der Bewegungsumfang funktionell so weit wiederhergestellt wird, dass sportartspezifische Anforderungen problemlos erfüllt werden können.
Der Fokus in der Therapie lag auf Plyometrie, Techniktraining, Stoßwellentherapie und Bewegungsanalysen.
Zustand nach 24 Wochen: leichte Bewegungseinschränkungen im Ellbogen, Bouldern und Lead mehrmals die Woche möglich, merkt noch Kraft Unterschied bei schnellen Bewegungen
Bis 12. Monat:
Die Therapieziel für diesen Abschnitt waren es, die Schnellkraft aufzubauen, Sicherheit bei allen Zügen beim Klettern zu gewinnen und schlussendlich stärker zu klettern als vor der Verletzung.
Auch in dieser Phase haben wir in der Therapie an Plyometrie, Bewegungsanalysen, Bewegungsübungen und an Verletzungsprävention für den gesamten Körper gearbeitet.
Zustand nach 1 Jahr: komplette Schmerzfreiheit, voller Bewegungsumfang, stärkeres und sicheres Klettern als vor der Verletzung.
Dank der engagierten Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeutin – und der bemerkenswerten Konsequenz des Patienten – konnte er ein Jahr nach seiner Verletzung nicht nur beschwerdefrei, sondern stärker denn je klettern! WIr ziehen den Hut vor dieser Leistung.